Ausstellung

Januar

»Der zerstückelte Horus.«, wohl 1918
Gouache; 16,5 x 20,6 cm
Sammlung Prinzhorn, Heidelberg

In Kopf, Rumpf und Gliedmaßen zerstückelt, ›schwimmt‹ ein riesiger nackter Mann auf dem Meer. Buchstabiert man die Körperteile zusammen, fehlt sein Geschlecht, doch es ergibt sich die Gestalt eines Tänzers in harmonischer Bewegung. Seine Beinhaltung ist die von Shiva, der im Tanz die Welt zerstört und wieder neu erschafft. Freilich, die Körperteile sind jeweils von Wällen so fest umschlossen, dass sie nicht zusammenspielen können. Ist dieser Tänzer verloren? Nein, denn sein miserabler Zustand wird entdeckt. Wie im ägyptischen Mythos die Ermordung und Zerstückelung des Osiris durch seinen mächtigen Sohn Horus gerächt (?) wird, verspricht nun in Goeschs Bild ein Paar von Mann und Frau Befreiung aus der Erstarrung und Heilung. Der Mensch wird so von einem ›Osiris‹ (wieder) zu einem ganzen ›Horus‹ werden.
Literatur: Stefanie Poley, »Paul Goesch. Über Selbstfindung und Selbstauflösung«, Aufsatz 1997
Stefanie Poley. 2005


 

»Der zerstückelte Horus.«, wohl 1918, Gouache; 16,5 x 20,6 cm, Sammlung Prinzhorn, Heidelberg<br>