Ausstellung

Mai

Hoch, hoch über rosa schimmernden Bergesgipfeln, in kosmischer Nacht - hält Einer Wacht. Feurig rot ist der Boden, frühlingshaft zart und jung ist sein Kleid, alt und weiß ist sein Haar, pflanzenhaft grün ist das Dach seines luftigen Pavillons. Er thront nicht, ja er sitzt kaum auf seinem ihm eigenen Platz, be-sitzt diesen nicht. Seine Gestalt ist durchzuckt von der Energie der Vision: Vorgeneigt, hochfahrend nimmt er Wichtiges wahr - und scheint bereit, es zu unserem Nutzen mitzuteilen, da er sich uns zuwendet.
Goesch erzählt in der Sprache des Märchens von einem besonderen Menschen: Dessen feiner Anzug lässt ihn vertraut wie einen Zeitgenossen aussehen, aber er selbst, der ›Kern‹ in dieser Kleiderhülle, ist uralt und hat Zugang zu einer unsichtbaren Welt. Wir deuten ihn als Propheten oder Weisen.
Stefanie Poley. 2006



 
Ohne Titel, um 1921
Gouache; 29,4 x 22,7 cm
Hamburger Kunsthalle, Dauerleihgabe des Vereins zur Förderung kultureller Vorhaben, insbesondere der Jugend, Hamburg