Freundeskreis Paul Goesch e.V. · Rolandstr. 99 · 50677 Köln · www.freundeskreis-paul-goesch.de |
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Halle im Hof des »Gasthaus zum Elbthal«, Laubegaster Ufer 29, Dresden-Laubegast, errichtet 1893 (freundliche Mitteilung von Frau Kerstin Weißmann, Oktober 2007), später verändert. Nutzung als Lagerhalle. Eigentümerin: Frau Antje Voigt.
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Sicherung des Mauerwerks der Halle. |
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Freilegung und Restaurierung der erhaltenen Partien von Goeschs Ausmalung, wohl von 1908. |
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Neue Nutzung, im Sinne des Gaststättenbetriebs wie des Kunstwerks. |
Ende der 70er Jahre fiel mir diese Beschreibung des noch ganz jungen Paul Goesch sowie seines großen Werkes in die Hände, verfasst von Paul Fechter, Kunstkritiker in Berlin und Dresden:
»Er [Paul Goesch] war Architekt und Regierungsbauführer, war ebenso abstrakt-philosophisch veranlagt wie sein Bruder [Heinrich Goesch] und daneben ein Maler von einer unerschöpflichen Phantasie und Visionskraft. [...] diesen Raum malte Paul Goesch aus. In wenigen Wochen überzog er Wände, Fenster, Decke mit Szenen aus dem Leben Buddhas. [...] Ohne Vorzeichnung, ohne Skizzen, aus dem Reichtum seiner Phantasie schmückte er den Raum mit einem Werk, das vielleicht das schönste murale Dokument des Impressionismus an der Grenze zum beginnenden Expressionismus war. Die Fenster überzog er mit Ölmalerei: es ergab sich eine Wirkung wie von transparenten van Goghs. Der Aufenthalt in dem scheunenartigen Raum mit der funkelnden Farbigkeit von Blau, Rot, Gelb war beglückend. Als Goellner die Turnhalle an den Turnverein zurückgeben mußte, wurden die Wände schleunigst dick weiß übertüncht: eines der schönsten Stücke neuer deutscher Malerei verschwand im Unsichtbaren. Vielleicht sitzt es heute noch unter der Tünche, es würde sich lohnen, es wieder hervorzuholen.«
(Aus: Paul Fechter, »Menschen und Zeiten. Begegnungen aus fünf Jahrzehnten«, Gütersloh 1948)
Eine Ortsangabe hatte Fechter nicht gemacht. Es war lediglich per logischer Schlussfolgerung zu vermuten, dass sich dies hoch gerühmte Werk (aus der Zeit, in der auch die Künstlergruppe »Die Brücke« in Dresden tätig war, wie ich aus anderen Hinweisen ebenfalls schließen konnte) in Laubegast weit südlich der Dresdener Altstadt befand. Wo aber genau war er zu lokalisieren, dieser »Raum«, der vielleicht eine Scheune, ein Atelier, zeitweilig mit Sicherheit eine Turnhalle war? Existierte er überhaupt noch? Auch Herr Hans-Karl Foerder in Berlin, Verwandter Paul Goeschs, half bei der Suche...
Die Identifizierung des »Raumes« - es handelt sich um eine ehemals wohl recht schöne, fast freistehende Halle - gelang Frau Kerstin Weißmann, Mitarbeiterin des Denkmalschutzamtes Dresden, glücklich im Jahr 2003.
Stefanie Poley. März 2006
In der Tat konnte der nächste wichtige Schritt im Frühjahr diesen Jahres (2008) getan werden: Die Freilegung einer ersten Partie von Goeschs übertünchter Wandmalerei beginnt. Herr Martin Fliedner - Studierender der Fachhochschule Erfurt, Fachbereich Konservierung und Restaurierung, mit Spezialisierungsrichtung Wandmalerei und Architekturfassung - führt die Freilegung und Untersuchung im Rahmen seiner Diplomarbeit aus; er steht dabei auch in Verbindung mit dem Landesamt für Denkmalpflege Sachsen. Der Untersuchungszeitraum ist Mai bis August. Einige entsprechend gekennzeichnete Arbeitsphotos dürfen wir hier ins Internet stellen. Sie dokumentieren den Fortgang der höchst spannenden Entdeckungsgeschichte - gibt es anscheinend doch keine alten Aufnahmen des monumentalen Werkes, und fördert somit jeder Moment Neues zutage.
Stefanie Poley. Juli 2008
Wir danken für die freie Zurverfügungstellung der Photos:
Außenaufnahmen: Landeshauptstadt Dresden, Amt für Kultur und Denkmalschutz Dresden
(Kerstin Weißmann). April 2006
Innenaufnahmen: Stiftung Sächsische Gedenkstätten (Norbert Haase). Dresden, Mai 2005
Blick vom Niederpoyritzer Ufer auf Dresden-Laubegast.
Früher verkehrte hier eine Fähre, die Goesch 1908 sicher benutzt hat, als er in Niederpoyritz am Elbhang in der sogenannten Schlossvilla wohnte und gegenüber in Laubegast die Malereien schuf. Das alte »Gasthaus zum Elbthal«, Laubegaster Ufer 29. Die Toreinfahrt führt zum weitläufigen Hof, an dem auch die von Goesch ausgemalte Halle liegt. Das Elbufer weit südlich der Dresdener Innenstadt ist heute ein Ausflugsziel fürs Wochenende. |
Der Hof der Gaststätte "Zum Elbthal", im Hintergrund die von Paul Goesch ausgemalte Halle, Mai 2008 (Aufnahme: Landesamt für Denkmalpflege Sachsen, Martin Fliedner) |
Halle, Gesamtansicht.
Wand mit zwischenzeitlich herausgebrochenem, ehemaligem Durchgang. |
Eine vor dem Mai 2005 prophylaktisch freigelegte Partie mit gebogenen Formen:
Sind es schmale, schwebende Gestalten aus dem Fresko von Paul Goesch? Ein Bild von Paul Goesch, sehr wahrscheinlich aus derselben Zeit: »Weibliche Gestalt«, wohl 1908. Bleistift und Gouache, Privatbesitz. -- Das kleine Bild mit der sich tänzerisch bewegenden Gestalt dürfte eine Vorstellung davon geben, was der Charakter der zur Zeit (März 2006) noch unsichtbaren Wandmalerei ist. |
Beginn der Freilegung, Mai 2008: Blick auf die beräumte Längswand (Aufnahme: Landesamt für Denkmalpflege Sachsen, Martin Fliedner) |
Die erste kleine Partie ist fast freigelegt, 16. Mai 2008 (Aufnahme: Landesamt für Denkmalpflege Sachsen, Torsten Nimoth) |
Eine weitere Partie ist in Bearbeitung, 21. Mai 2008 (Aufnahme: Landesamt für Denkmalpflege Sachsen, Martin Fliedner) |
Eine größere Fläche wird freigelegt, 20. Juni 2008 (Aufnahme: Landesamt für Denkmalpflege Sachsen, Martin Fliedner) |
Der Arbeitsbereich wurde ausgedehnt; hier eine typische Arbeitssituation, Anfang September 2008 (Aufnahme: Christel Stier, zur Zeit Dresden) |
Martin Fliedner bei der Arbeit, Anfang September 2008 (Aufnahme: Christel Stier, zur Zeit Dresden) |
Karte des Dresdner Elbtals, das als Welterbe ausgezeichnet ist und auf dessen Gebiet auch der Dresdner Ortsteil Laubegast liegt. Hersteller: Landeshauptstadt Dresden, Städtisches Vermessungsamt Quelle: www.dresden.de/Kultur |
Karte als pdf-Datei Wir danken der Landeshauptstadt Dresden, Geschäftsbereich Stadtentwicklung, für die Genehmigung zur Verwendung der Karte. |